Wilhelm Pabst
Ein Leben für die Fotografie
In seinem Lebenslauf schreibt Wilhelm Pabst: "Geboren bin ich am 18. April 1921 in Borxleben (Thüringen), einem kleinen Nest mit 500 Seelen. Die Landschaft wird beherrscht vom Kyffhäuser. Als Elfjähriger bekam ich von einem elterlichen Freund eine Plattenkamera geschenkt mit einem halben Dutzend Platten, mehreren Packungen Zelludinpapier, den dazugehörigen Schalen und der unvermeidlichen roten Lampe. Eine komplette Dunkelkammer war über Nacht mein Eigentum geworden und es sollte zufunftsbestimmend für mein weiteres Leben sein".
Als Elfjähriger entdeckt er das Fotografieren
Der Elfjährige fotografiert im Übereifer alles, was es in einem thüringischen Dorf zu fotografieren gibt: den Hund, die Katze, das Haus, die Bäume, die Eltern, die Spielkameraden. Dann folgen Kindstaufen, Hochzeiten und schließlich, immer vertrauter mit der Aufnahmetechnik werdend, dekorative Blumenbilder. Alles mit der Plattenkamera. Später wird die Leica zur unentbehrlichen Ausrüstung gehören. Während andere Buben in seinem Alter Karl May schmökern vertieft er sich in fotografische Lehrbücher. Der Weg zum Berufsfotografen war vorprogrammiert.
Doch der Vater legt ein Veto ein. Der Sohn soll gefälligst einen ordentlichen Beruf erlernen! Also geht Wilhelm Pabst in die Elektrolehre mit dem Ziel Ingenieurschule. Kaum ist es so weit, bricht der 2. Weltkrieg aus. Er wird bei Carl Zeiss in Jena dienstverpflichtet. 1942 meldet er sich zur Luftwaffe. Aus englischer Gefangenschaft kommt er schon 1945 frei, arbeitet zunächst in einem Porträt-Atelier in Norddeutschland. Doch von vornherein war ihm klar, dass Fotos von Brautpaaren, Babies und Passbilder seine Lebensaufgabe nicht sein können. So ergreift er die Gelegenheit, für eine Tageszeitung in der damaligen Ostzone zu fotografieren, ohne die politischen und moralischen Konsequenzen zu bedenken, die sich aus einer solchen Tätigkeit entwickeln konnten.
1951 gelingt es ihm, in der Bundesrepublik Fuß zu fassen. Drei Jahre arbeitet er für einen Bildverlag, ehe er endlich seine berufliche Erfüllung und seine Lebensaufgabe findet.
Uhingen wird zu seinem Lebensmittelpunkt
Er wird freier Mitarbeiter der Neuen Württembergischen Zeitung in Göppingen. Im Laufe der Jahre entstehen für diese Zeitung und für Printmedien in ganz Deutschland über 2000 Bildreportagen über Themen aus allen Bereichen, wobei seine große Leidenschaft aber dem Theater gehört. Der weit gespannte Tätigkeitsbereich "Theater" führte zu zahlreichen Kontakten, ja zu Freundschaften mit Schauspielern, Regisseuren und Intendanten. Als Gäste im Haus der "Päbste" in Uhingen-Holzhausen redeten sich die Künstler so manche Nacht die Köpfe heiß beim Für und Wider des jeweiligen Stücks und seiner Inszenierung.
JEDERMANN-Aufführung Freilichtbühne Schwäbisch-Hall
Foto: Wilhelm Pabst
Herausragende Porträts von Literaten
Über Jahrzehnte arbeitete Wilhelm Pabst ebenso intensiv für das "Dichterporträt" der IWZ. Durch diese Auftragsarbeit lernte er namhafte zeitgenössische Autoren kennen. Das war nicht nur eine Bereicherung des Berufs sondern wuchs zu einer herausragenden Dokumentation literarischer Zeugen des 20. Jahrhunderts. Dazu zählten u.a. Heinrich Böll, Hermann Lenz, Martin Walser, Carl Zuckmayer, Samuel Beckett, Walter Jens, Friedrich Sieburg, Max Brod, Gabriel Marcel u. v. m.
Die schönste Bestätigung seiner Porträtkunst empfing er aus dem Munde Friedrich Sieburgs: "Nur Porträtaufnahmen, die dieser Fotograf von mir gemacht hat, sollen künftig veröffentlich werden". Was für ein Kompliment...
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Letzter Update: 16.10.2024