Foto-Museum Uhingen


Fotohistorische Sammlung G.+ W. Pabst





Herzstücke unserer Sammlung


Erste Metallkamera von Voigtländer

Dies ist eine der Glanzstücke in unserer Ausstellung!

Und die Hintergrundgeschichte zu dieser seltenen Kamera ist absolut lesenswert.


Zu den interessantesten Pionieren der aufstrebenden fotografischen Industrie gehörte ohne Zweifel der Konstrukteur der ersten Ganzmetallkamera für das Daguerreosche Verfahren, Peter Wilhelm Friedrich Voigtländer.

Er überraschte 1840 seine Mitbewerber mit der Ankündigung, eine Kamera auf den Markt zu bringen, bei der die "Operationszeit" von 10 Minuten auf 45 Sekunden verkürzt werden konnte. Die Kamera kostete 120 Gulden. Für diesen Betrag bekam man zu dieser Zeit auch ein erstklassiges Rennpferd!

Sein Vater stammte aus einer thüringischen Mühlenbauer-Familie. Dieser hatte sich um 1770 in Wien niedergelassen, baute Doppelfernrohre, die in kurzer Zeit die zivilisierte Welt eroberten. Feldstecher wurden "Voigtlanders" genannt.


 

 

 Peter Wilhelm Friedrich Voigtländer

(1812 - 1878)

 

 

(Quelle: Wikipedia)


Sein erstgeborener Sohn Peter Wilhelm Friedrich übernahm die Werkstatt in Wien. Er tat sich mit Professor Jozef Maximilian Petzval zusammen, der das erste gerechnete Objektiv entwickelte.


 

 

Jozef Maximilián Petzval

(1807 - 1891)

 

 

(Quelle: Wikipedia)


Doch zunächst musste der Professor damals ein großes Problem lösen. Der monatelange Rechenaufwand für die Objektivberechnung war immens und so stellte sich die Frage, wo er dafür geeignetes Personal her bekommen konnte. Gute Mathematiker waren in größerer Zahl damals wie heute nicht so leicht zu finden. Deshalb griff er auf eine Berufsgruppe zurück, die darin schon gut ausgebildet war: auf Kanoniere des Heeres. Diese mussten ja in der Lage sein, die Flugbahn einer Granate genau zu berechnen und waren daher mit Gleichungen höherer Ordnung durchaus vertraut. Und so bekam er die nötigen Mitarbeiter vom K und K-Heer günstig zur Verfügung gestellt. 

Die erste Ganzmetallkamera von Voigtländer

im Foto-Museum Uhingen


Petzval vertraute Voigtländer die Unterlagen für das von ihm errechnete Objektiv an, das ein Welterfolg wurde. Es entwickelte sich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, die aber mit einem Missklang endete, weil sich der Mathematiker betrogen fühlte.


 

 

 

Das erste 100 mm Portraitobjektive von Prof. Petzval

 

 

(Quelle: Wikipedia)


20 Jahre später, inzwischen geadelt, verlegte Voigtländer den gesamten Betrieb aus Wien nach Braunschweig, der Geburtsstadt seiner Frau. Voigtländer wurde zur ersten Adresse der fotografischen Industrie.



Von der Voigtländerschen Ganzmetallkamera existieren noch 8 Originale weltweit. Somit können Sie im Foto-Museum Uhingen ein ganz besonderes Ausstellungsstück bewundern, auch wenn es "nur" ein Original-Nachbau ist.

(Textinhalt: Wilhelm Pabst und Jost Simon)